Jan Fitschen im Interview / 6 Fragen

Jan Fitschen beantwortet mir 6 Fragen in Interview Nummer 3

Jan Fitschen ist nicht nur bekannt als erfolgreicher Langstreckenläufer und Europameister über 10.000 m, sondern mittlerweile auch als Autor. Mit seinem Buch über die Läufer-Nation Kenia tourt er schon seit längerem durch Deutschland und erzählt auf Events über seine Kenia-Erfahrungen und seine Erkenntnisse als Profiläufer.


Wer ist Jan Fitschen?

Jan Fitschen ist ein deutscher Langstreckenläufer, der besonders in den Jahren 2001 bis 2013 große Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene feiern konnte. 2006 gewann er sogar die Goldmedaille bei den Europameisterschaften im 10.000 m Lauf und überraschte damit die Läuferwelt. Besonders dieser Sieg verhalf Jan Fitschen zu großer Bekanntheit in der deutschen Lauf-Szene.

2013 wurde er Deutscher Meister im Halbmarathon, doch schon damals plagte ihn eine langwierige Verletzung am Fuß. Mehrfach musste er sich an der Ferse operieren lassen. 2013 verabschiedete sich Jan offiziell vom Leistungssport. Regelmäßige Trainingscamps in Kenia und das große Interesse an dem Land und den Läufern haben ihn auf die Idee gebracht ein Buch über das Land der Wunderläufer zu schreiben.

Neben dem harten Training als Profiläufer hat Jan es geschafft ein Studium der Physik und der Wirtschaftswissenschaften abzuschließen. Heute ist er sehr vielseitig unterwegs, läuft, schreibt, hält Vorträge, gibt Seminare, arbeitet als Nike Coach und veranstaltet Kenia-Reisen für Läufer.

Herausragende Erfolge sind hier unter anderem:

  • Studenten-Weltmeister 2003 (10.000 m)
  • Deutscher Meister 2001 / 2004 (3 x 1.000 m)
  • Weltcup Platz 4, 2006 (5.000 m)
  • Hallen-Europacup Platz 1, 2006 (3.000 m)
  • Deutscher Meister 2001, 2002, 2005, 2006 (5.000 m)
  • Deutscher Meister 2005, 2006, 2007 (10.000 m)
  • Europameister 2006 (10.000 m)
  • Leichtathlet des Jahres 2006
  • Deutscher Meister Straßenlauf Einzel 2005, 2010 (10 km)
  • Deutscher Meister Halbmarathon 2013

Eine Auswahl persönlicher Bestzeiten von Jan Fitschen:

800 m 1:51,08 min
 1500 m  3:41,3 min
 3000 m  7:46,22 min (2006)
 5000 m  13:14,85 min (2007)
 10.000 m  28:02,55 min (2008)
 21,0975 km  1:03:22 h (2013)
 42,195 km  2:13:10 h (2012)

Jan Fitschen läuft in der NAtur des Monument Valley in den USA

Jan Fitschen im Interview #3

6 Fragen an Jan Fitschen

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Moin Jan, ich freue mich dich für dieses kurze Interview gewonnen zu haben!

Das Laufen hat dein bisheriges Leben stark beeinflusst. Besonders der Sieg über 10.000 m bei der Europameisterschaft 2006 hat dich von heute auf morgen sehr bekannt gemacht (hier findest du das Video zum Rennen). Danach begannen auch deine Afrika Reisen, wo du in der Höhe von Kenia trainieren konntest. Mittlerweile hast du deine sportliche Karriere als Profiläufer beendet und bist nun als Autor, Coach, Redner und Moderator sehr vielseitig aufgestellt. Trotzdem nimmst du auch immer wieder noch an Rennen teil.

Wie sieht momentan dein Trainings- bzw. Laufalltag aus? Wie oft und lange schaffst du es laufen zu gehen und wie bringst du das Laufen im Arbeitsalltag unter?

Jan Fitschen: Mein Lauftraining beschränkt sich mittlerweile auf etwa 10% der früheren Umfänge. Es kann sein, dass ich tatsächlich nur einen Spaß-Halbmarathon am Wochenende mache und dann noch das ein oder andere Training begleite. Einen festen Trainingsplan gibt es nicht. Ich habe mich vom Profi zum Genussläufer gewandelt. Wenn ich Lust habe, laufe ich 20 Kilometer, wenn es sich anbietet aber auch ab und zu nur 5-10 mit meiner Frau und Tochter Ronja im Babyjogger. Das schöne ist, dass Laufen nach wie vor ein fester Bestandteil meines Lebens ist. Als Trainer bei Nike oder den verschiedenen Events die ich mache, laufe ich mit meinen Teams mit und dann genieße ich zurzeit viele entspannte Wettkämpfe, die ich sonst bei der früheren Planung nicht unterbekommen hätte. Laufen ist also tatsächlich, so seltsam das klingt, noch immer ein Teil meines „Arbeitsalltags“ und findet dann zusätzlich daneben statt.

Jan Fitschen laufen auf Reisen vor seinem La Strada Wohnmobil

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Du fährst schon seit vielen Jahren nach Kenia, in das Land aus dem die besten Langstreckenläufer der Welt kommen. Viele Jahre hast du dort regelmäßig trainiert und offensichtlich hat dich das Land gepackt. Inzwischen hast du als Kenia-Experte sogar ein Buch über das Phänomen der kenianischen Läufer geschrieben: Wunderläuferland Kenia: Die Geheimnisse der erfolgreichsten Langstreckenläufer der Welt *

Was macht für dich den Reiz von Kenia aus? Was beeindruckt dich an den kenianischen Läufern am meisten?

Jan Fitschen: Ich war selber achtmal zum Trainieren dort. Immer 3-4 Wochen. Dann erneut um für das Buch zu recherchieren und endlich auch einen kurzen Urlaub in Kenia zu genießen. Dann fand letztes Jahr meine erste Läuferreise für Freizeitsportler nach Kenia statt.

Das Buch spiegelt meine Begeisterung für Land und Leute wieder. Das schlägt einen sofort in seinen Bann. Diese Leidenschaft und Hingabe an den Laufsport, dieses knallharte Training oft um 6 Uhr früh und diese einfachen Verhältnisse aus denen die Läufer kommen. Ich könnte stundenlang darüber erzählen doch stattdessen habe ich einfach ein Buch geschrieben und die erzählten Geschichten dazu gibt es dann auf meiner Event-Tour zum Buch. Mit dieser bin ich deutschlandweit unterwegs und berichte, was sich ein Freizeitläufer bei uns von diesen Starts abschauen kann, und was besser nicht.

Autor Jan Fitschen auf seinem Buch Wunderläuferland Kenia mit vielen laufenden afrikanischen Kindern

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Du hast gesehen, wie die weltbesten Langstreckenläufer in Kenia trainieren. Wie regelmäßig morgens vor Sonnenaufgang eine große Gruppe die ersten Trainingskilometer absolviert. Du konntest auf deinen Reisen nach Afrika viele einheimische Läufer kennenlernen und ihre Trainingsmethoden studieren.

Was sind die größten Unterschiede im Training zwischen dem kenianischen Profiläufer von heute und eines Jan Fitschen im Jahre 2005? Was macht der Kenianer anders und warum kommen die besten Läufer aus Kenia?

Jan Fitschen: Tatsächlich sind die Unterschiede im Training gar nicht so groß. Einfach gesagt: Sie trainieren härter und schneller. Das schaffen sie aber nur, indem sie auch extrem gut auf die Erholung achten. Der typische kenianische Läufer schläft, trainiert und isst. Sonst macht er nichts. Dadurch kann der Körper viel härtere Belastungen aushalten. Das sind aber dieselben wie bei uns: Viele Dauerläufe, oftmals gesteigert, dann Intervalltraining und z.B. Berganläufe. Gute Ernährung ist auch ein Bestandteil, denn alles kommt vom heimischen Feld und nicht von überdüngten Äckern oder gar aus Mastbetrieben. Es sind viele Faktoren, die zusammen diese faszinierende Leistungsfähigkeit der kenianischen Läufer und Läuferinnen ergeben.

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Auf deiner Webseite janfitschen.de hast du einen schönen Artikel über „Being a runner“ veröffentlicht. Dort gehst du der Frage nach, was es für dich bedeutet ein Läufer zu sein. Die Gründe warum man läuft können sehr vielseitig sein, ähneln sich aber glaube ich letztendlich bei vielen Läufern. Ein Grund warum ich das Laufen auch liebe, ist die extreme Flexibilität des Sports. Man braucht nicht viel, um Laufen zu gehen und kann es praktisch überall machen. Deswegen sind bei mir die Laufsachen auch immer dabei, wenn ich unterwegs bin. Das Laufen auf Reisen ist ein tolle Möglichkeit neue Landschaften und Städte kennenzulernen. Oder auch mit Freunden eine Runde zu joggen und dabei entspannt zu quatschen.

Du bist ja auch sehr viel unterwegs – sind die Sportsachen immer dabei? An welchen Orten hattest du deine bisher schönsten Lauferlebnisse (abgesehen von Wettkämpfen)? Und hast du ein paar Tipps für Läufer auf Reisen?

Liebe Grüße vom Tafelberg an euch alle! 😊 Wir sind nicht hochgeballert, sondern gehiked! War anstrengend genug! Super…

Gepostet von Florian Neuschwander am Freitag, 15. April 2016

Jan Fitschen: Na klar. Ich brauche immer einen großen Rucksack, in dem unten meine Nike Pegasus drinstecken. Dann im Sommer ein Shirt und eine Hose und fertig. Meine schönsten Lauferlebnisse kann ich garnicht zählen. Vielleicht im Death Valley, verfolgt von meiner Frau im Wohnmobil? Oder letztes Jahr auf einem Küstentrail in der Bretagne? Ein Lauf mit Freunden im Grand Canyon, ein Lauf mit Florian Neuschwander (RunWithTheFlow) bei einem Shooting für Ledlenser auf den Tafelberg….Manchmal ist es aber auch einfach der Frühlingslauf, der mich über die Laufstrecken meiner Nachbarschaft führt. Einfach perfekt.

Tipps wären, dass man sich besonders in Städten gut an lokale Laufteams wenden kann. Mein Nike Team (NRC – Nike+ Run Club) gibt es z.B. weltweit. Vor 2 Wochen bin ich mit denen noch durch Lissabon gelaufen.

Wer mehr in der Weite unterwegs ist, kann sich gut an Flüssen oder Küstenlinien orientieren. So findet man schnell eine schöne Strecke. Und sonst: Einfach loslegen! Start exploring!

Quelle: Nike

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Mit Nike als Sponsor bist du es wohl gewohnt regelmäßig die neuesten Laufsachen zu bekommen. Nike hat mich vor einigen Jahren mit den leichten Free-Schuhen begeistert. Die habe ich aber fast ausschließlich im Alltag und weniger zum Laufen getragen. Neuere Modelle kenne ich gar nicht, weil ich zumindest beim Laufen bei der Konkurrenz hängen geblieben bin. Kennst du die motivierende Wirkung von neuen Sportsachen? Ich hatte im letzten Jahr das Glück einige tolle Sportklamotten testen zu können und war jedes mal aufs neue hoch motiviert raus zu gehen und die neuen Laufsachen auszuprobieren. So finden sich auch immer wieder neue Lieblingsteile – aktuell laufe ich besonders gerne in meinem Merino Langarmshirt von Apani by X-Bionic und einer leichten Laufweste von Gore Running Wear darüber. Die perfekte Kombi jetzt in der Übergangszeit, wo es nicht mehr richtig kalt, aber noch lange nicht warm ist.

Was sind aktuell deine Lieblingsteile? Was kannst du den Läufern da draußen besonders empfehlen, weil es dich qualitativ und funktional total überzeugt?

Jan Fitschen: 😉 Bei dem Thema muss ich nun tatsächlich etwas Schmunzeln. Ich habe schon vor zwanzig Jahren meinen ersten Vertrag mit Nike abgeschlossen und bin seitdem ausschließlich mit diesen Sachen unterwegs. Das ist himmlisch. Ich kann immer alles testen und freue mich über die neuesten Schuhe und Styles. Und was soll ich sagen: Die Schuhe haben mich im Laufe der Jahre mindestens dreimal erfolgreich um die Welt getragen und helfen mir gerade bei der vierten Umrundung 😉

Momentan freue ich mich wieder sehr über Shorts und Shirt. Ich muss aber zugeben, dass es auch nicht immer das allerneuste sein muss. Die Sachen sind einfach so gut, dass ich auch zehn Jahre alte Shirts noch immer gerne anziehe.

Jan Fitschen vor seinem Wohnmobil in der Natur

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2016 warst du sehr viel unterwegs in Sachen Vorträge, Events und Lauf-Coaching. Besonders deine Kenia Events scheinen gut zu laufen und du hast dafür deutschlandweit einige Städte besucht.

Was sind deine Pläne für 2017? Dein Buch wurde September 2015 veröffentlicht – sind weitere Bücher in Planung? Bist du weiterhin viel mit deinem Wohnmobil unterwegs?

Jan Fitschen: Tatsächlich habe ich gedacht, ich wäre nach der Leistungssportzeit mit all den Wettkämpfen und Trainingslagern, endlich mehr zu hause. Das hat, und darüber freue ich mich, nicht geklappt. Nach wie vor bin ich ständig auf Achse und die Vorträge und Events laufen sehr gut und machen großen Spaß. Das la strada -Wohnmobil, mit dem ich 2016 auf Tour war, musste ich leider wieder abgeben. Das war ein Support des Herstellers, für den ich sehr dankbar bin.

Ein weiteres Buch habe ich im Hinterkopf, komme jedoch momentan nicht dazu, das ernsthaft anzugreifen. So bin ich gerade im Frühjahr und Herbst weiter auf vielen, viele Läufen. Außerdem habe ich gerade einen neuen Partner gewinnen können, mit dessen Hilfe ich noch viele weitere Menschen für den Laufsport begeistern will. Ich selber habe nämlich mit 12 Jahren bei einem AOK Lauftreff mit dem Laufen begonnen und jetzt mache ich gemeinsam mit der AOK unter dem #Laufliebe mobil.

https://www.facebook.com/AOKRH/videos/1421682247894449/?pnref=story


Vielen Dank Jan, dass du dir die Zeit genommen hast meine 6 Fragen zu beantworten! Ich hoffe, ich habe mal die Gelegenheit dein Kenia-Event/Vortrag zu besuchen – sobald du hier irgendwo im Norden bist, komme ich mal vorbei. Ich wünsche dir alles Gute für deine Zukunft!


Video Jan Fitschen Europameister 2006 in Göteborg

Wo finde ich Jan Fitschen?

Persönliche Webseite: janfitschen.de

Facebookseite: facebook.com/jan.fitschen/



Wer war bisher bei 6 Fragen?

Im Kurz-Interview hatte ich auch schon folgende Persönlichkeiten:

Interview #1: 6 Fragen an Anna Achilles

Interview #2: 6 Fragen an Philipp Pflieger

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derJogger

2 Kommentare

  1. Moin.Sehr schön zu lesensowie bebildert deine Beiträge.ich habe vor kurzem eine Ratgeberseite zum Thema Fitness tracker eröffnet. (Klick auf meinen Namen gern bei Interesse , dann gehts zu der Seite). Ich suche noch schöne verwandte Blogs die ich verlinken möchte.darf ich Ihren Blog verlinken? Greetz

    • Moin Adelbert,

      freut mich, dass dir meine Artikel gefallen!
      Gerne kannst du derJogger.de verlinken – vielleicht gibt es ja den ein oder anderen interessanten Artikel und Mehrwert für deine Besucher.
      Wünsche dir viel Erfolg mit deinem Ratgeber. Den werde ich mir demnächst mal genauer anschauen, denn ich bin gerade auch etwas auf der Suche nach einer Laufuhr … 🙂

      Viele Grüße, Martin

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