Sportbekleidung aus Merinowolle | Vorteile – Nachteile

Letztes Update: 16. März 2022 / derJogger

Sportbekleidung aus Merinowolle entwickelt sich immer mehr zur natürlichen Alternative zu Funktionsbekleidung aus Synthetikfasern. In letzter Zeit konnte ich viele Erfahrungen mit Sportbekleidung, insbesondere Laufbekleidung, aus Merinowolle sammeln. Im letzten Jahr hatte ich eine große Auswahl verschiedenster Merino Shirts im Test. Von den meisten Klamotten bin ich nachwievor begeistert und trage Merinowolle oft beim Laufen und gerne direkt auf der Haut als Baselayer.

Über die Jahre hat sich für mich heraus kristallisiert, welche Vorteile und Nachteile Merinowolle für Sportbekleidung wirklich hat. Meine Erfahrungen mit Merino Sportbekleidung basieren zu einem großen Teil auf den Einsatz beim Laufen. Hier zeigen sich ganz klar die Vorteile der Merinowolle im Vergleich zu synthetischen Stoffen, aber auch deutliche Nachteile. Natürlich hatte ich die Merino Funktionsbekleidung auch bei vielen weiteren Sportarten (unter anderem Biken, Wandern, …) im Einsatz und trage die Naturfaser auch sehr gerne im Alltag.


Sportbekleidung aus Merinowolle im Test

Folgende Merino Shirts und Merino Laufsocken hatte ich schon im Test

Dilling Merino Shirt (mein Preis-Leistungs-Tipp)

X-Bionic / Apani Merino Langarmshirt (mein Tipp der Kategorie Funktion)

Mons Royale Merino Shirt (mein Style-Tipp)

Bergans Merino Shirt

Woolpower Merino Shirt

Kaipara Merino Shirt

Trigema Merino Shirt

super.natural Merino Shirt

Gore Running Wear Laufsocken aus Merinowolle


Vorteile und Nachteile von Sportbekleidung aus Merinowolle

Die Beurteilung basiert auf meinen vielseitigen Erfahrungen mit Sportbekleidung aus Merinowolle

Vorteile und Nachteile von Merinowolle in Sportbekleidung

VORTEIL MERINOWOLLE

– atmungsaktiv

Sportbekleidung aus Merinowolle ist natürlich und atmungsaktiv. Kleine Lufteinschlüsse in den Zwischenräumen, die durch die natürliche Kräuselung der feinen Wolle entstehen, bieten die perfekte Isolation, Feuchtigkeits- und Temperaturregulierung. Merinowolle kann besonders viel Feuchtigkeit aufnehmen und trägt damit zu einem guten Körperklima und der hohen Atmungsaktivität bei.

Ein Hitzestau kenne ich in Merino Sportbekleidung nicht, deswegen gehe ich auch im Sommer gerne in Merino Shirts laufen.

– nicht stinkend

Eine Besonderheit und ein großer Vorteil der Merinowolle im Vergleich zu synthetischen Stoffen ist die lange Geruchsneutralität. Wolle hat eine natürliche antibakterielle Wirkung, was zur Folge hat, dass Wollbekleidung viel später anfängt zu stinken, als Sportbekleidung aus Synthetikfasern. Die Vorteile die sich daraus ergeben: weniger Geruchsbelästigung, weniger waschen, weniger Sportbekleidung und auf Touren weniger Gewicht.

Aus meiner Erfahrung mit den Merino Shirts kann ich wirklich bestätigen, dass man die Sportbekleidung aus Merinowolle mindestens 3 mal so lange tragen kann, bevor die Funktionsshirts auch nur annähernd so riechen wie Synthetik Sportbekleidung im gleichen Zeitraum!

Wie kommt es dazu, dass Merinowolle weniger stinkt?

Bakterien der Haut sind für den unangenehmen Geruch von Sportbekleidung nach dem Tragen verantwortlich. Diese zersetzen den Schweiß in unangenehm riechende Moleküle. Die Struktur der Merinowolle erschwert es den Bakterien sich an der Stoffoberfläche festzusetzen. Außerdem bildet sich durch die hohe Wasseraufnahmekapazität der Merinowolle erst spät ein Schweißfilm auf der Hautoberfläche. Hinzu kommt die natürliche Selbstreinigungsfunktion der Wolle. Merinowolle besteht aus Eiweißmolekülen, die es den Bakterien besonders schwer machen sich zu vermehren. Der Zersetzungsprozess von Schweiß wird so natürlich verzögert und der unangenehme Geruch entsteht erst sehr viel später.

Siehe auch: Wissenschaftliche Erklärung warum Merinowolle erst später stinkt

– Wärme- und Feuchtigkeitsregulierend

Wie schon beschrieben, ist die Merinowolle natürlicherweise stark gekräuselt, was zu vielen kleinen Luftkammern in dem Stoff führt und eine super Isolationsschicht ergibt. Merinowolle kann große Mengen (bis zu 35% des Eigengewichts) Feuchtigkeit aufnehmen und fühlt sich an der Stoffoberfläche lange trocken an. Der wärmende Effekt der gut isolierenden Merinowolle bleibt dabei bestehen. Bei Wärme kühlt die Wolle aber auch, weil ein Verdunsten der Feuchtigkeit an der Außenseite der Sportbekleidung bei warmer Umgebungsluft zu Verdunstungskälte führt.

Das Merinowolle besonders viel Feuchtigkeit aufnehmen kann, hat aber leider nicht nur Vorteile – Thema Gewicht (siehe Nachteile).

– weich

Das Kratzen von klassischer Wolle kenne ich bei Merinowolle nicht! Die Stoffe aus Merinowolle sind weich, was auch wieder der Struktur der Naturfaser zu verdanken ist. Fasern der Merinowolle sind extrem dünn (um die 18 Mikron), fast die Hälfte eines menschlichen Haares. Angeblich liegt die Empfindlichkeitsschwelle bei 30 Mikron – Fasern dicker als 30 Mikron sollen als kratzig empfunden werden. Nachweisen lässt sich das schwer – ich kann nur bestätigen, dass Merinowolle nicht kratzt auch bei starker Bewegung wie laufen.

– natürlich

Sportbekleidung aus Merinowolle scheint endlich eine funktionelle Alternative zu Synthetik zu sein. Die meisten Stoffe für Sportbekleidung sind aus synthetischen Fasern, die auf dem endlichen Rohstoff Erdöl basieren. Kunstfasern sind nicht nicht biologisch abbaubar und in der Entworgung problematisch. Welche Wirkung die künstlich hergestellten Fasern auf unsere Gesundheit haben ist auch oft noch höchst umstritten. Merinowolle bietet hier eine natürliche Alternative, die gute Funktionen für Sportbekleidung bietet. Merinowolle ist ein natürlich nachwachsender Rohstoff, der biologisch abbaubar ist und bei dem es keine gesundheitlichen Bedenken gibt.

Merinowolle ist die einzige Naturfaser, die funktionell künstlich erstellten Stoffen die Stirn bieten kann.

– nachhaltig

Merinowolle ist ein natürlicher „nachwachsender Rohstoff“. Wenn die Sportbekleidung aus Merinowolle nicht mehr zu gebrauchen ist, kannst man diese beruhigt „auf den Kompost werfen“. Im Gegensatz zu Funktionswäsche aus Kunstfasern, die zu einem Großteil aus Erdöl hergestellt wird und nicht natürlich abgebaut werden.

Möchte man ein wirklich nachhaltiges, ökologisches und faires Merino-Produkt haben, muss man aber natürlich einige Punkte beachten:

  • Wie sind die Merino Schafe aufgewachsen?
  • Wie wurden die Merino Schafe geschoren?
  • Wer hat die Wolle unter welchen Arbeitsbedingungen verarbeitet?
  • Wurden bei der Verarbeitung Chemikalien eingesetzt?
  • Unter welchen Arbeitsbedingungen wurde die Merino Funktionskleidung hergestellt?

NACHTEIL MERINOWOLLE

– schwer im feuchten Zustand

Der Vorteil der großen Feuchtigkeitsaufnahme der Wollfasern hat leider auch eine negative Seite. Ich habe festgestellt, dass die Sportbekleidung aus Merinowolle schwer wird, wenn man lange läuft und die Sachen völlig voll geschwitzt und vollgesogen sind. Trotzdem laufe ich problemlos auch an die 20 km in Merino Shirts ohne dass mich das Gewicht stört.

Ich werde aber mal demnächst einen Vergleich anstellen zwischen Merino Shirt und Synthetik Shirt im feuchten und nassen Zustand. Gefühlt scheint der Unterschied im nassen Zustand schon recht groß zu sein.

– Trocknungszeit

Merinowolle trocknet deutlich länger im Vergleich zur Sportbekleidung aus Kunstfasern. Meistens ist das aber kein größeres Problem, denn wer geht laufen und macht wenige Stunden danach wieder Sport und benötigt unbedingt dieses eine Merino Shirt? Schwitzt man gar nicht so stark, weil man vielleicht wandern geht, hat man das Problem gar nicht. Baumwolle trocknet natürlich noch deutlich länger als Merinwolle.

– Widerstandsfähigkeit / Robustheit

Merinowolle ist eine besonders feine Naturfaser, die auch ziemlich empfindlich ist. Oft muss die Merino Funktionswäsche besonders schonend gewaschen werden und man muss sehr darauf achten, dass die restliche Wäsche nicht spitz, scharf oder kratzend ist. Klettverschlüsse und Reißverschlüsse können der empfindlichen Sportbekleidung aus Merinowolle schnell schaden. Ich hatte schon einige Löcher in meinen Merino Shirts ganz unabhängig von der Marke. Die Faser der Merinoschafe ist sehr fein und empfindlich und man muss „groben Kontakt“ vermeiden. Nicht nur beim Waschen ist Vorsicht geboten, sondern auch beim Tragen. Gürtelschnallen, Äste und Büsche scheinen auch der Feind von Merinowolle zu sein. Mit Sportbekleidung aus Merinowolle muss man also besonders vorsichtig sein.


Zum Vergleich und Test von 8 verschiedenen Merino Shirts

 

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derJogger

10 Kommentare

  1. Hallo Martin,
    hast Du mal die Sportkleidung von Engel ausprobiert?
    Der Merinowolle (in Bio-Qualität!) wird ein Teil Seidenfasern beigemischt. Die glatten Seidenfasern nehmen nicht so viel Feuchtigkeit auf. Dadurch bleibt die Kleidung leichter und trocknet etwas schneller als reine Merinowolle. Genau was Du nicht so magst….
    Alles natürlich, hautfrreundlich und nachhaltig in DE gefertigt.
    Schau doch mal unter [Link entfernt], ob Dir was gefällt und nimm Kontakt zu uns auf. Wir versorgen Dich dann gerne mal mit einem Testmodell….
    Schöne Grüße!
    Peter

    • Moin Peter,

      vielen Dank für das Angebot!
      Die Kombination von Merinowolle mit Seide hört sich sinnvoll und funktional an – würde ich gerne mal beim Laufen ausprobieren.
      Die Sportbekleidung aus Merinowolle/Seide von Engel Sports sieht wirklich interessant aus und könnte zum Laufen sehr gut funktionieren.

      Beste Grüße, Martin

  2. Hey!

    Ich nöchte einfach mal sagen, dass ich deine Beiträge sehr informativ und gut finde. Danke dafür 🙂

    Liebe Grüße
    Elisa

    • Hey Elisa,

      ich freue mich sehr über dein positives Feedback – vielen Dank!
      Schön einfach mal ein ‚Lob‘ zu bekommen 🙂

      Wenn du auf dem laufenden bleiben willst, schau mal auf meiner Facebookseite vorbei (falls du Facebook nutzt), dort poste ich eigentlich immer, wenn es was neues auf dem Blog gibt und zwischendruch auch recht regelmäßig. 🙂 Hier geht es direkt zur derJogger Facebookseite

      Liebe Grüße von der Ostsee, Martin

  3. Hallo Martin,
    vielen Dank für deinen informativen Blog! Er hat mir bei meiner momentanen Suche nach Merinobekleidung weitergeholfen.
    Hast du zufällig auch schon Erfahrung mit den Sachen von Ullmax oder 2117 gemacht?

    Schöne Grüße aus Berlin!

    • Hallo Sven,

      freut mich, dass du hier nützliche Informationen gefunden hast!
      Von Ullmax habe ich ein Langarmshirt mit kurzem Reißverschluss. Der Kragen ist ziemlich lang und das Shirt sitzt sehr körpernah. Da ich es am Hals nicht so gerne eng mag, habe ich das Shirt recht selten getragen, auch wenn es qualitativ auch gut ist und die Wolle recht weich.
      2117 kenne ich gar nicht, werde ich gleich mal googeln. 🙂

      Hoffe, du findest was Passendes!

      Viele Grüße, Martin

  4. Hallo Martin,
    ich reagiere auf die Kunstfasern seit kurzem sensibel und gehe mit den Hund laufen (canicross) die idee ist mal bei einem Camp Canis teilzunehmen. Also mit Hindernissen (schlamm, wasser, Bäume usw.). wie würdest du da die Merinowolle schützen? etwas „robustere“ Kleidung drüber legen? ich bin ne recht junge Läuferin mit noch wenig Erfahrung und würde mich freuen von anderen Erfahrungen profitieren zu können.. liebe Grüße
    Isabel

    • Hey Isabel,

      ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Merinowolle da eine für die Haut angenehmere Alternative zu Kunstfasern ist. Möglichst darauf achten, dass die Wolle fein ist – hier gibt es auch bei Merinowolle Unterschiede. Etwas robuster sind Kombinationen von Merinowolle und Kunstfasern, vielleicht ist das ja auch schon ein Versuch wert?!
      Ich würde die Merinowolle direkt auf der Haut tragen und datüber dann eine leichte (Wind-)Jacke, die nicht nur die Merinowolle schützt, sondern vor allen dich vor Wind und Wetter.

      Viel Spaß beim Laufen und liebe Grüße, Martin

  5. Hallo Martin,
    dein Beitrag hat mir gut gefallen und ich habe mir daraufhin Sportkleidung aus Merinowolle gekauft und bin sehr zufrieden. Vielen Dank dafür!
    Was mir jedoch nicht gefällt ist, dass du mit keinem Wort das Mulesing von den Lämmern der Merinoschafe erwähnst. Das ist eine unglaubliche Tierquälerei! Aber es gibt mulesingfreie Wolle. Achtet doch bitte nicht nur auf euren Komfort, sondern auch auf das Tierwohl.

    • Hallo Rosa,

      ich freue mich, dass du mit der Funktion der Merinowolle bei deiner Sportbekleidung zufrieden bist. Darf ich fragen für welche Marke du dich entschieden hast?
      Du hast vollkommen recht, „Mulesing“ ist (leider) ein Thema, welches ich hier in diesem Beitrag noch aufnehmen sollte. In anderen Artikeln bin ich tatsächlich schon darauf eingangen, aber hier fehlt das Thema …

      Ich wünsche dir viele schöne Läufe, Martin

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